Intranetportal des LWL für die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LWL | 04.02.2014
Mit einem Volkshochschulkursus begann Hubert
Kersting 1998 seine Ahnenforschung. Mit Ratgeberliteratur
und entsprechender Software durchforstet er die Geschichte der eigenen Familie.
Foto: Privat
Serie (7): Ungewöhnliche Hobbys
Detektiv der Familiengeschichte - Hubert Kersting
betreibt Ahnenforschung
Münster (lwl). 420 Jahre. So lange kann
Hubert Kersting einen Teil seiner Familiengeschichte zurückverfolgen – bis ins
Jahr 1590. „Sehr viel länger ist das gar nicht möglich, da die Aufzeichnung von
Familiennamen in Kirchenbüchern erst um das Jahr 1600 aufkam“, erzählt der LWLer. Ahnenforschung ist Kerstings
Hobby. Seit 15 Jahren recherchiert der Mitarbeiter der LWL.IT Service-Abteilung
in mühevoller Kleinarbeit die Geschichte seiner Vorfahren.
Für sein Hobby durchforstet
er die Archive des Münsterlandes. Die Tauf-, Heirats- und Sterbebücher der
Kirchengemeinden sind dabei seine ergiebigste Quelle. In diesen Dokumenten
haben die Pfarrer die religiös wichtigen Ereignisse ihrer Gemeinde notiert.
Meist sind diese Aufzeichnung über Taufen oder Hochzeiten die einzigen Quellen
auf die Hubert Kersting zurückgreifen kann. Da in diesen Unterlagen nicht nur
die Namen der betroffenen Personen, sondern häufig auch die von Verwanden wie
Eltern, Taufpaten oder Ehepartnern genannt werden, kann Kersting das Geflecht
der familiären Verwandtschaften aufdecken.
Für die jüngere Familiengeschichte hat Kersting
auch Bildmaterial seiner Vorfahren recherchiert. Foto: Privat
Seit Generationen in Nordkirchen verwurzelt
Dabei profitiert er
von der Sesshaftigkeit seiner Vorfahren, die sich nie weit entfernt vom münsterländischen Nordkirchen
niedergelassen haben. Dadurch kann Kersting sich bei seiner Suche auf wenige
Archive beschränken und muss keine weiten Reisen auf sich nehmen. „Bis vor
wenigen Jahrzehnten reichte der Bewegungskreis der ländlichen Bevölkerung in
der Regel nur etwa fünf Kilometer über die Grenzen des Heimatortes hinaus“,
berichtet der Münsteraner.
Schwieriger wird die
Ahnenforschung laut Kersting, wenn einer der Vorfahren als wandernder
Handwerker durch Krieg oder Vertreibung die heimische Region verlassen hat. Oft
verliert sich die Spur der Menschen bei solch einem Ortswechsel. Auch wenn der LWLer diese Probleme bei der Rekonstruktion seiner
Familiengeschichte nicht hat, ist seine genealogische Arbeit nicht
einfach: Oft findet Hubert Kersting zum gleichen Namen Taufeinträge, die im
Datum nur wenige Jahre oder Monate auseinanderliegen. Der Grund dafür ist die
hohe Geburtenrate und Kindersterblichkeit vergangener Jahrhunderte. Verstarb
ein Kind im Säuglingsalter, wurde der Name einfach für das nachfolgende
wiederverwendet. Deshalb ist es für Kersting manchmal schwer, die gefundenen
Daten einzelnen Personen zuzuschreiben.
Solche Stammbäume sind die Früchte von Hubert Kerstings mühevoller Kleinarbeit. Foto: Privat
Mit dem PC auf Spurensuche
Zur Hilfe nutzt Hubert
Kersting genealogische Software-Programme: Hat er in seinen Archivstreifzügen
neue Daten und Personen ermittelt, füttert er seinen PC mit diesen
Informationen. Dieser zeigt ihm Querverweise zu anderen Einträgen auf, so dass
sich die familiären Strukturen nachvollziehen lassen. „Das Ganze ist ein
bisschen wie Detektivspielen“, erzählt der LWLer.
Besonders berührend ist sein Hobby, wenn es ihm gelingt, die Geschichten hinter
den Zahlen zu rekonstruieren, wie die seiner Urgroßmutter, die zehn ihrer 13
Kinder selbst beerdigen musste.
Inzwischen ist Hubert
Kersting gut vernetzt. Er ist Vorsitzender des örtlichen Heimatvereins,
korrespondiert mit anderen Hobby-Genealogen aus Westfalen und hat Anfragen von
Gleichgesinnten aus Holland und der Schweiz, die ihn für die Erforschung ihrer
eigenen Familiengeschichte um Rat fragen. Sogar ein eigenes Motto hat er sich
für die Beschäftigung mit seinem Hobby zugelegt: Verschließe nie den Blick für die Vergangenheit, sonst hast du keinen
Blick für die Zukunft.